Materialdisposition im Felix-System für Stadtwerke: Prozesse, Herausforderungen und Lösungen

In der wöchentlichen Felix Anwenderrunde für Stadtwerke und Netzbetreiber stellte Herr Riechmann, Asset-Manager bei Celle-Uelzen Netz, den Materialdispositionsprozess über Felix vor. Die Präsentation bot tiefe Einblicke in die praktische Umsetzung und zeigte, wie unterschiedlich der Materialprozess in verschiedenen Energieversorgungsunternehmen mit eigenem Netz ablaufen kann.

Systemeinsatz bei Stadtwerken: Celle-Uelzen Netz

Felix ist bei Celle-Uelzen Netz seit 2009 im Einsatz. Als ERP-System nutzt das kommunale Energieversorgungsunternehmen seit 2004/2005 eine Lösung der Firma SIV. Der Materialbedarf wird aus den Modellen abgeleitet, weshalb der Modelldesigner eine zentrale Rolle im Prozess spielt.

Der Materialdispositionsprozess im Detail

Der Prozess beginnt mit der Kalkulation eines Felix-Projekts mit Teilmaßnahmen wie Tiefbau und Montage, bei denen das Material direkt einkalkuliert wird. Die Erfassungsgruppen sind maßgeblich für die Materialdisposition.

Erstellung einer Kalkulation im Felix-System

Schritt 1: Erstellung einer Kalkulation im Felix-System

Nach der Kalkulation erfolgt die zentrale Materialfreigabe. Hier wird das Reservierungsdatum gesetzt, das von den Terminen der Teilmaßnahmen oder des Gesamtprojekts abweichen kann. Dieses Datum bestimmt, wann das Material benötigt wird, und ermöglicht dem Lager eine bessere zeitliche Disposition.

Erfasstes Material freigeben und Dispositionsdatum festlegen

Schritt 2: Erfasstes Material freigeben und Dispositionsdatum festlegen

Material markieren und über "Durchführung" speichern

Schritt 3: Material markieren und über "Durchführung" speichern

 Datumsbereich für die Materialfreigabe festlegen

Schritt 4: Datumsbereich für die Materialfreigabe festlegen

Im nächsten Schritt wird über die Funktion "Material bearbeiten" die Übergabe ins ERP-System ausgelöst. Der Materialbedarf wird per Webservice sofort im ERP-System als Materialanforderungsbeleg verfügbar.

Freigegebenes Material an das ERP-System übergeben

Schritt 5: Freigegebenes Material an das ERP-System übergeben



Unterschiedliche Ansätze in der Praxis bei Stadtwerken und Netzbetreibern

Die Diskussion in der Anwenderrunde zeigte, wie unterschiedlich der Materialprozess bei Stadtwerken und Energieversorgern umgesetzt wird. Bei einigen Netzbetreibern erfolgt die Materialfreigabe direkt in den Erfassungsgruppen, bei anderen zentral. Die verwendeten ERP-Systeme variieren zwischen Wilken, SAP, kVASy und SIV.

Bei manchen Energieversorgungsunternehmen existiert ein integrierter Prozess, bei dem Leistungen und Material in einem Schritt übergeben werden. Einige Stadtwerke unterscheiden zwischen Lager- und Nicht-Lager-Material und weisen Projektplaner und Bauplaner direkt auf die Verwendung von Nicht-Lagermaterial hin.

Die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) arbeitet mit einer Felix-Klassifizierung für neue Materialien. Jedes Material erhält die Markierung "Felix-relevant" oder "nicht relevant" sowie eine Kennzeichnung zur Reservierungsrelevanz. Kleinmaterial wie Schrauben wird nicht automatisch reserviert, kann aber bei Bedarf manuell nachgebucht werden.

Vorteile der integrierten Materialdisposition im Netzbau

Die Materialdisposition über Felix bietet für Stadtwerke und Netzbetreiber mehrere Vorteile. Die vollständige Kalkulation mit allen Kosten erfolgt in einem System. Bei aktuellen Modellen entsteht eine erhebliche Zeitersparnis, da das Material nicht separat in einem anderen System kalkuliert werden muss.

Herausforderungen in der Praxis

Die praktische Umsetzung zeigt auch Herausforderungen. Der Lagerbestand ändert sich häufig, und bei Kabeln werden oft neue Artikelnummern angelegt. Für Mittelspannungskabel verschiedener Hersteller existieren bei einigen Unternehmen Dummy-Artikelnummern für die Kalkulation, während die Buchung auf die tatsächlichen Herstellernummern erfolgen muss.

Die größte Herausforderung besteht darin, die Modelle aktuell zu halten. Wenn Materialnummern im Lagerbestand geändert werden, müssen die Felix-Modelle entsprechend aktualisiert werden. Veraltete Modelle machen die händische Materialsuche erforderlich und eliminieren die Zeitersparnis des Systems.

Technische Unterschiede zwischen ERP-Systemen

Die Diskussion verdeutlichte technische Unterschiede zwischen verschiedenen ERP-Systemen. Nicht-SAP-Systeme arbeiten oft mit einem belegzentrierten Verfahren, bei dem alle Materialien auf einem Beleg zusammengefasst werden können. SAP-Systeme nutzen ein auftragszentriertes Verfahren, bei dem Reservierungen oder Primärbedarfe immer auf einen Auftrag bezogen werden müssen.

Aus Felix wird unabhängig vom ERP-System immer eine Liste von Materialien zu einem Auftrag und zu einem Termin übergeben. Die weitere Verarbeitung hängt vom jeweiligen ERP-System ab.

Schnittstellen und Prozessvarianten

Die Materiallösung unterscheidet sich bei fast allen Stadtwerken und Energieversorgern. Dies liegt an der ständigen Optimierung der Kostenprozesse und an den unterschiedlichen ERP-Systemen. Manche Netzbetreiber nutzen Bandschnittstellen für die automatische Übertragung beim Speichern der Materialfreigabe. Andere arbeiten mit manuellen Übergaben über separate Dialoge.

Bei auftragszentrierten Systemen kann es sinnvoll sein, die Schnittstelle mehrfach nacheinander aufzurufen, um für jeden Auftrag einen separaten Beleg zu erzeugen. Dies erleichtert die Arbeit im Lager, wenn unterschiedliche Gewerke getrennt kommissioniert werden sollen.

Felix 3.0

Die Weiterentwicklung von Felix zur Version 3.0 läuft parallel zu den laufenden Optimierungen. Eine Umfrage erfasst aktuell Anforderungen und Wünsche der Anwenderinnen und Anwender. Dies zeigt, dass die kontinuierliche Verbesserung der Kernsysteme genauso wichtig ist wie die Integration neuer Technologien.

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Anwenderrunden: Praxiswissen aus erster Hand

Theoretisch vielversprechende Lösungen müssen in der Praxis angepasst und erprobt werden. Niemand kann praktische Erfahrungen besser weitergeben als diejenigen, die täglich mit den Systemen arbeiten. Der kollegiale Austausch ermöglicht es, voneinander zu lernen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Die Felix Anwenderrunde findet jeden Freitag um 11:30 Uhr via Microsoft Teams statt. In 30 Minuten werden aktuelle Themen aus der Praxis diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht. Der direkte Kontakt zu anderen Energieversorgern und Stadtwerken bietet wertvolle Einblicke in bewährte Vorgehensweisen.

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